Oft sieht man SängerInnen auf der Bühne und denkt sich: „Wow, das ist echt eine starke Stimme“. Die Singstimme löst etwas in ZuhörerInnen aus, sie wirkt machtvoll und Raum-einnehmend. Doch eine starke Stimme spielt nicht nur bei SängerInnen eine große Rolle. Auch im Alltag macht ein starker und gesunder Tonfall oftmals einen großen Unterschied im Auftreten und in der Repräsentation einer Person. Doch was macht eine starke Stimme eigentlich aus?
Um dies herauszufinden, müssen wir uns zunächst erstmal verdeutlichen, wie genau unsere Stimme entsteht und was dabei in unserem Körper stattfindet. Alles zum Aufbau des Sprechapparats und der Entstehung von Lauten finden Sie in unserem Blogbeitrag: Warum Stimm– und Sprechtraining – solltest du deine Stimme trainieren?
Was macht eine starke Stimme aus?
Nachdem die inneren Prozesse geklärt sind, kommen wir nun zu den hörbaren Qualitäten einer starken Stimme. Eine Stimmlage wird als gesund und stark angesehen, wenn sie bestimmte Leistungs- und Qualitätsmerkmale aufweist. Unter den Leistungsmerkmalen wird Stimmumfang, Tonhaltedauer, Tragfähigkeit, Stimmeinsatz und Steigerungsfähigkeit verstanden. Die qualitativen Merkmale der Stimme sind der Klang, die Modulationsfähigkeit und Dynamik, Rauigkeit, Heiserkeit und Nasalität. Es sollte für SprecherInnen also nicht schwer sein, einen gewissen Ton lange zu halten, eine Tonvariation anzubieten und die Stimme sollte während des Einsetzens nicht brüchig oder instabil klingen. Außerdem sollte sie die angemessene Lautstärke und Betonung während des Sprechens aufweisen.
Ein starkes Auftreten
Wie Sie erkannt haben, sind diese Leistungs- und Qualitätsmerkmale nicht nur auf SängerInnen übertragbar. Erinnern Sie sich einmal an Präsentationen in Ihrer Schul- oder Ausbildungszeit zurück. Und auch auf der Arbeit spielt deutliche Aussprache, richtiges Sprechtempo und die Lautstärke oftmals eine wichtige Rolle. Nicht umsonst findet man im Feedback zur Präsentation öfters die Punkte: „Ich konnte dich gut verstehen.“ oder „Es war sehr angenehm dir zuzuhören.“ Denn eine gesunde und starke Stimme trägt dazu bei, diese Kriterien zu erfüllen.
Aber auch in Gesprächen ist die Stimme besonders wichtig. Wer zum Beispiel einen langen Abend mit alten Freunden plant und beabsichtigt, viel zu erzählen und zu lachen, muss sich auf seine Stimme verlassen können. Denn eine schwache Stimme würde diese Überlastung nicht lange aushalten. Schon nach kurzer Zeit würden sich erste Symptome von Heiserkeit einstellen und es wird eher unangenehm zu sprechen. Doch auch wer ein Bewerbungsgespräch vor sich hat, muss auf seinen Tonfall vertrauen können. Denn gerade dort macht eine starke Stimme oft einen guten ersten Eindruck, da man diese oft auch mit starken Persönlichkeiten verbindet. Starke Stimme = Starkes Auftreten! Und genau dies bringt BewerberInnen näher an den Traumjob. Besonders Personen, die eine Führungsposition anstreben, sollten eine starke und gesunde Stimme mitbringen.
Stimmdefizite
Aber was ist, wenn der Tonfall eben nicht ideal klingt? Man möchte im Gespräch einsetzen und es dauert erst einmal ein paar Sekunden, bis man die eigene Stimme gefunden hat. Man spricht leise und nuschelt vielleicht auch ein wenig. Diese Faktoren führen dazu, dass sich ein unwohles Gefühl breit macht. Oftmals kommt man nicht zu Wort, weil es unmöglich ist, sich gegen starke Stimmen durchzusetzen oder man wird einfach unterbrochen, da der eigene Beitrag den anderen nicht so wichtig erscheint… Menschen, die diese Situationen erleben, neigen häufig dazu, gar nicht erst zu versuchen, am Gespräch teilzunehmen.
Neben diesen dauerhaften Unsicherheiten und Defiziten kommen nun noch spontane oder situative Störungen des Stimmklangs hinzu. Dazu zählen unter anderem Heiserkeit und Kehlkopfentzündungen. Werden diese Krankheitserscheinungen nicht behandelt, kann es zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der Stimme kommen, bis hin zum totalen Verschwinden der eigenen Stimme. Während bei schwerwiegenderen Krankheiten ein Arztbesuch unabdingbar ist, lassen sich kleine Beschwerden oft schnell von Zuhause behandeln. [1]
Erste Hilfe
Oftmals kann schon eine Kleinigkeit dabei helfen, einen großen Erfolg zu erzielen. So ist es wichtig, bei einer anfänglichen Heiserkeit erste Schritte zur Besserung einzuleiten, um aus einer Heiserkeit keine folgenden Beschwerden beizubehalten. Eine wichtige erste Hilfe stellt zum Beispiel der Blubberschlauch dar. Er hilft Ihnen, die sogenannte Lax Vox Methode anzuwenden, welche Ihre Stimme trainiert und Heiserkeit lindern kann. Bei dem Blubberschlauch handelt es sich um einen 33-35 cm langen Silikonschlauch mit einem inneren Durchmesser von 9-10 mm. Das Ende dieses Schlauchs wird bei der Lax Vox Methode ca. 3-4 cm tief in ein mit Wasser gefülltes Glas oder eine Flasche platziert. Nun umschließt man den Schlauch mit seinen Lippen, hält das Glas auf Brusthöhe, atmet durch die Nase ein und mit einem u-Geräusch aus dem Mund wieder aus. Nach 2-3-minütiger Anwendung mehrmals am Tag sollten Sie schon erste Verbesserungen Ihrer Heiserkeit feststellen können. Durch regelmäßige Anwendung lassen sich übliche Stimmbeschwerde vorbeugen. Es empfiehlt sich also vor einem wichtigen Auftritt oder einer Präsentation ein paar Mal zu blubbern. Probieren Sie es selbst einmal aus, denn wie Sie wissen: starke Stimme = starkes Auftreten!